#24||1 Ein Abenteuer in Ha Giang oder auch: wer hat Angst vorm ersten Gang?
- Sabrina & Tom
- 21. Juni 2019
- 4 Min. Lesezeit
Egal wem wir auf unserer Reise begegnet sind, wenn sie/er aus Vietnam kam, war der Loop rund um Ha Giang immer eines der Highlights des Reiseberichts. Nach der längeren Verschnaufpause in Laos, klang dieses Abenteuer ganz nach unserem Geschmack. Der Loop ist eine Strecke von ungefähr 400km, die sich im Norden Vietnams durch die Berge schlängelt. Bester Ausgangspunkt dafür ist Ha Giang, wohin man nach der Tour wieder zurückkehrt. Wir haben uns also auf den Weg gemacht und sind nach ein paar Stunden Busfahrt in Ha Giang im Hostel angekommen, um dort eine Nacht zu verbringen und alles für die kommenden Tage zu regeln. Das Abenteuer begann bereits bei Ankunft, denn wir haben zum ersten Mal nicht in privaten 4 Wänden übernachtet, sondern uns das Zimmer mit 10 anderen geteilt. Bis auf das nicht wirklich saubere Badezimmer, war das völlig in Ordnung und trotz Aufregung vor den kommenden Tagen, haben wir sehr gut geschlafen.
Und dann ging's los – mit allen nötigen Informationen, die uns der Hostelbesitzer auf sehr humorvolle Art und Weise mit auf den Weg gegeben hat. Manchmal so humorvoll, dass man am Ende nicht mehr so richtig wusste, was nun Ernst und was Spaß war.

Wir saßen also am nächsten Morgen auf dem semi-automatischen Motorrad. Das soll hier Erwähnungen finden, weil zumindest Sabrina die Existenz dieser Art Motorrad völlig unbekannt war. Sie überließ dankbar Tom den vorderen Sitz, der nach einer kurzen Einführung und einer Proberunde endlich losfahren wollte. Wir mussten uns allerdings noch etwas gedulden, denn die ersten Kilometer fuhr einer der Angestellten aus dem Hostel vor und alle anderen in einer Kolonne hinterher. Nicht, weil man schauen wollte, ob auch wirklich alle die Motorräder/Roller fahren können - sondern weil man die Polizeikontrolle damit umgehen sollte. Wir nehmen an, dass wir nicht nur die Miete für den Roller bezahlt, sondern auch der Polizei noch was Gutes getan haben, denn eigentlich darf man nur mit internationalem Führerschein in Vietnam fahren, den aber die wenigsten haben. Die Polizei ließ sich auf jeden Fall nicht draußen blicken und kurz nach der Station, gab es ein Zeichen zur freien Fahrt für uns. Bereits die ersten Kilometer hinter Ha Giang waren wunderschön - und das sollte erst der Anfang sein. Wir fassen euch am besten unsere Highlights der Tage zusammen, denn sonst würde die Beschreibung jeder der atemberaubenden Aussichten einen Roman füllen.
Tag 1: Von Ha Giang nach Yen Minh
Am Ende der ersten Serpentinen befanden sich die ersten Kaffees auf dem Gipfel, Das war ganz offensichtlich der erste Stop für die meisten Anderen aber wir düsten mit dem Wissen, dieses Stück auf dem Rückweg noch einmal zu fahren, daran vorbei. Unser erster Halt sollte die Lung Khuy Cave werden. Die war auch ganz schön beeindruckend und ein bisschen geheimnisvoll weil im hinteren Teil der Höhle das Licht ausgefallen war und der Schein unserer Taschenlampe alles war, das uns den Weg leuchtete.
Auch der schmale Weg bis zur Höhle hatte eine wundervolle Aussicht zu bieten.
Hier sind wir die schmalen Gässchen entlang gefahren und die restlichen 2 Kilometer bis zum Eingang der Höhle gelaufen.
Auf dem Rückweg ist es dann passiert. Wir fuhren gerade wieder bergauf, um auf die "Hauptstraße" zu kommen, als auf einmal eine Herde Ziegen die komplette Straße einnahmen. Wir mussten anhalten und warten, bis die Ziegen an uns vorbei waren. Tom versuchte zuerst im 2. Gang anzufahren, musste aber in den Ersten umschalten, weil es nicht voran ging. Der 1. Gang ist allerdings etwas sensibel wenn es ums Gas geben geht und schwups ging das Motorrad vorne hoch und schmiss uns beide ab. Es ging alles ziemlich schnell und wir wissen nicht genau wie, doch wir sind beide auf den Füßen gelandet und Tom konnte das Motorrad noch festhalten und sicher wieder abstellen, bevor er mitsamt unserem Gepäck den recht steilen Hang rechts von uns runter gehagelt wäre. (Liebe Eltern, macht euch jetzt bitte keine Sorgen! Ihr wisst ja, dass es uns gut geht) Für alle anderen: die Kamera lief nebenher und wir werden die Sequenz auf jeden Fall im Film zu Vietnam einbauen :) - falls wir irgendwann mal die Zeit finden diesen zu schneiden..
Ihr könnt lachen, aber wir haben den ersten Gang danach tatsächlich nicht mehr genutzt. Und auch herausgefunden, dass wir wohl nicht die einzigen waren, denen es so ergangen ist und die ein oder andere Schürfwunde wurde uns ebenfalls präsentiert. Diese Information hat in der Einführung zum Fahren eines Semi-automatischen Rollers auf jeden Fall gefehlt. Wir haben es auf jeden Fall heile und ohne weitere Zwischenfälle in den schönen Homestay in Yen Minh geschafft, haben geduscht und anschließend an einem sehr leckeren Familien-Abendessen teilgenommen und mit anderen "Loop"-Fahrern Geschichten ausgetauscht und den Sonnenuntergang genossen.
Tag 2: Von Yen Minh nach Dong Van
Nach einem starken Vietnamesischen Kaffee und einer "Stulle", die in Vietnam "Banh Mi" heißt (im Blogartikel zu Hanoi, gibt's mehr dazu) sind wir morgens als erste in Yen Minh losgefahren.
Die heutige Reise sollte uns nach Long Cu bringen, den nördlichsten Zipfel von Vietnam, von wo aus man nach China rüber schauen kann. Es war bewölkt und morgens ganz schön frisch, aber es fühlte sich nach so langer Zeit in der Hitze auch wieder mal ganz gut an, lange Sachen anzuziehen. Sabrina steckte der Vortag noch etwas in den Knochen und im Kopf: Sehr zum Leidwesen von Tom, der sich allerhand Nörgelei anhören musste und den ein oder anderen Seitenhieb kassierte, wenn er nicht extra langsam um die Kurven fuhr und vorher ordentlich hupte, was man in Vietnam so macht, um sicher zu sein, dass keiner die Kurve schneidet. Wir haben die Strecke dennoch gemeistert und viele Stufen später sind wir oben auf dem Lung Cu Flag Point angekommen und haben nach China rüber gewunken.
Auch unterwegs hatte die Strecke einige schöne Aussichten zu bieten und wir haben ein paar Mal gehalten, um es zu genießen - und unseren Hinterteilen eine Verschnaufpause zu gönnen.
Unterwegs und bei einer Kaffeepause konnten wir das tägliche Leben der Vietnamesen im Norden beobachten. Es war sehr beeindruckend, wie Holz und die Ernte entweder auf dem Rücken zu Fuß oder zu unglaublichen Haufen aufgestapelt auf dem Moped von Ort zu Ort transportiert wurden.
Die letzten Kilometer bis zur Unterkunft in Dong Van waren noch ganz schön anstrengend, weil uns trotz der vielen Pausen einfach alles weh tat - dafür sind wir aber nach dem Abendessen sofort eingeschlafen.
Wie unser Abenteuers weitergeht und wir die beste aller Aussichten genießen können findet ihr im zweiten Teil.
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