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#97 Morgens um 4:30 Uhr in Oaxaca

  • Autorenbild: Sabrina & Tom
    Sabrina & Tom
  • 31. März 2020
  • 5 Min. Lesezeit

Wir hatten uns vorgenommen in Mexiko nicht zu fliegen, denn das Streckennetz mit Bussen ist hervorragend und es ist absolut kein Problem von einem Ort zum nächsten zu kommen – selbst wenn es etwas abgelegener ist. Zwischen Mexico-City und Oaxaca, was gleichzeitig die Stadt aber auch die Region bezeichnet, konnten wir einfach durchfahren, ohne Umsteigen zu müssen. Die Fahrzeit in Relation zu den zurückgelegten Kilometern ist zwar immer etwas überraschend, aber die meiste Zeit fährt man in Mexiko eben Berge hoch oder Berge runter und das Ganze auf Serpentinenstraßen. So kamen wir gegen Nachmittag und nach 8 Stunden Busfahrt in Oaxaca an. Vom Busbahnhof nahmen wir ein Taxi zu unserer Airbnb, wo Tom mal kurz einspringen musste. Der Taxifahrer hatte zwar zuerst zustimmend genickt aber nachdem er in die falsche Richtung losfuhr war uns dann auch klar, dass er keinen blassen Schimmer, wo wir hin wollten – mit Tom und Google Maps wurde es dann aber was.

Unsere Wohnung lag etwa 10 Minuten zu Fuß vom Zentrum entfernt, war riesengroß, blitzeblank und hatte sogar einen Balkon. Eine schöne Abwechslung zur Garage in Mexico-City. Wir stellten unsere Rucksäcke ab und machten einen Spaziergang in die Stadt, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Oaxaca sieht aus wie eine typische Planstadt mit parallel zueinander laufenden Straßen, die sehr weitläufig sind. Besonders schön war das Farbenspiel zwischen den vielen blühenden Bäumen und den bunten Häusern, die dahinter lagen. Wie in jeder mexikanischen Stadt gibt es auch hier einen großen Platz im Zentrum, auf dem sich das eigentliche Leben abspielt. Viele Menschen betraten oder verließen die große Kirche, die einen großen Teil des Platzes einnahm. Hier und da waren Frauen und Kinder aus den umliegenden Bergdörfern unterwegs, um ihre gewebten Tücher und Kleidung zu verkaufen. Viele saßen im Schatten der symmetrisch gestutzten Bäume auf Parkbänken, es wurde Essen an Ständen verkauft und musiziert. Es war einiges los und neben den vielen mexikanischen Touristen, für die Oaxaca ein beliebtes Urlaubsziel ist, fanden sich viele ältere Amerikaner und hin und wieder auch der ein oder andere Backpacker. Der Stadt schien es auf jeden Fall gut zu gehen, sie machte einen recht noblen Eindruck.

Dieser erste Eindruck bestätigte sich, als wir uns am kommenden Morgen für unser Frühstück in eine Schlange vor dem Restaurant stellen sollten. Wir hatten online nach guten und nahegelegenen Möglichkeiten gesucht und waren hier gelandet. Ein kurzer Blick genügte uns aber, um sicher zu sein, dass wir uns hier nicht für ein Instagram-Bild vom Frühstücks-Tisch anstellen werden, daher schlenderten wir weiter und landeten in einem schönen lichtdurchfluteten Innenhof, wo wir ein typisch mexikanisches Frühstück hatten.

Typisch mexikanisch übrigens nicht nur aufgrund der Speisen auf dem Teller, sondern auch wegen des Services: der Kaffee kam ganz am Ende und auch erst nach zwei Mal nachfragen, das Essen wurde vor den Augen kalt, weil das Besteck fehlte, etc. Aber hey, es war authentisch und lecker! Im Anschluss machten wir einen langen Spaziergang in die etwas außerhalb liegenden Bezirke der Stadt, um Street Art zu schauen und den Menschenmassen zu entgehen, die sich am Sonntag durch die Stadt bewegten und von Café zu Café unterwegs waren. Im nördlichen Bezirk „Reforma“ fanden wir tolle Künstler und auch Stile, die wir zuvor noch nicht gesehen hatten.

Nach unserem langen Spaziergang kauften wir auf dem Heimweg noch ein und nutzen die eigene Küche in unserer Wohnung, um mal wieder selbst zu kochen. Nach einem Film schliefen wir dann auch bald ein, denn wir waren immer noch etwas erkältet und noch nicht ganz fit. Morgens um 4.30Uhr waren wir dann aber schlagartig wieder wach und fragten uns, was denn da unter uns für eine Party steigt. Im Schlafzimmer konnten wir in eine Art Innenhof schauen und sahen, dass die Wohnung im unteren Stock hell erleuchtet war. Hinter den Gardinen konnten wir den Umriss einer Person erkennen, die vor dem Computer saß, wild gestikulierte und sehr laut redete, aus einem anderen Raum kam eine andere Stimme. Waren die etwa mitten in der Nacht am Zocken? Wir öffneten unser Schlafzimmerfenster und versuchten uns bemerkbar zu machen, aber das wurde nicht wahrgenommen. Irgendwann ging Tom nach unten, um zu klingeln und sie zumindest zu bitten, die Fenster zu schließen. Als er wieder nach oben kam, meinte er die Fenster seien wohl zu aber sie würden nun leiser sein und dass es ihnen leid tut. Wir gingen also wieder ins Bett, wunderten uns immer noch und machten uns einfach ein Hörbuch etwas lauter an, weil die beiden immer noch zu hören waren und schliefen irgendwann wieder ein.

Am kommenden Morgen fanden wir dann des Rätsels Lösung vor der Tür. Die beiden hatten uns einen Brief geschrieben, in dem sie uns erklärten, dass sie weltweit online Englischkurse geben und es für sie dank der Zeitverschiebung schon sehr früh morgens losgeht. Mit auf dem Brief standen ihre Handynummern und die Bitte, uns einfach zu melden, wenn es wieder zu laut wäre. So sollte das mit der Nachbarschaft immer sein, finden wir. Und weil wir das so toll von den beiden fanden, schrieben wir ihnen eine Nachricht und verabredeten uns zum Abendessen, denn wir wollten Amanda und Quinn gerne kennen lernen. Danach machten wir uns auf den Weg in die Stadt, denn wir wollten ein Auto mieten, um am kommenden Tag einen Ausflug ins Umland zu machen, denn es gab einen Ort, den wir unbedingt besuchen wollten. Die Suche nach einem Mietwagen-Anbieter war aber gar nicht so leicht, denn allesamt sind eher kleinere Büros ohne Online-Präsenz, die sich wirklich nur durch Zufall bei einem Spaziergang finden lassen. Wir waren also eine ganze Weile unterwegs, fanden dann aber ein kleines Büro, das uns zum Mietauto nicht auch gleich noch den Fahrer zum Wucherpreis aufschwatzen wollte.

Das Abendessen mit Amanda und Quinn war super. Wir erfuhren, dass die beiden ursprünglich aus den USA sind, schon etwas länger als wir unterwegs waren und eigentlich immer einen oder mehrere Monate an einem Ort bleiben. Das ganze finanzieren sie sich mit Englischkursen, vorzugsweise für Asiaten. Quinn gibt unter anderem Kurse für Kids und was wir da nachts gesehen hatten war wohl sein voller Einsatz, um das Kind bei Laune zu halten. Dafür hat er wohl sogar Handpuppen und verschiedene Stimmen, die zum Einsatz kommen. Neben den interessanten Gesprächen, aßen wir typisch mexikanische Küche aus der Region Oaxaca und verbrachten ein paar schöne Stunde miteinander, bevor wir das Mietauto abholten, um unseren letzten Tag in Oaxaca mit einem Ausflug abzuschließen.

Um genau zu sein, sollte es nur Sabrinas letzter Tag in Oaxaca sein, denn sie hatte sich einen Tag darauf ein Busticket ans Meer geholt. Wir hatten einfach beide das Gefühl, dass es an der Zeit war, mal wieder ein paar Tage getrennt voneinander zu verbringen – um sich auch mal wieder was zu erzählen zu haben und aufeinander freuen zu können. Das hatten wir das letzte Mal in Vietnam gemacht und das war schon viele Monate her. Aber zuerst stand uns ein wirklich wunderschöner Ausflug bevor, von dem wir im kommenden Artikel berichten werden. Falls ihr Lust habt, euch mal einen versteinerten Wasserfall anzuschauen und dabei zu sein, wenn wir gegrillte Heuschrecken probieren, solltet ihr ihn nicht verpassen.

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