#105 Hopkins - Plötzlich am Ende
- Sabrina & Tom
- 21. Jan. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Jan. 2021
Da wir sehr unterschiedliche Wünsche hatten, wie die Reise weitergeht, überlegten wir zunächst, für einige Zeit getrennt zu reisen, dass jeder das erleben konnte, was er/sie wollte. Tom seine Ruinen, Vulkane und vielleicht sogar eine Spanische Sprachschule in Guatemala und Sabrina die lange Küste von Belize, das Meer, Tauchen und die ein oder andere Insel auf Honduras. Nach vielen Gedanken dazu, entschied sich Sabrina dann , Tom auf den ersten Kilometern nach Guatemala zu begleiten, denn auch sie wollte die Maya-Stätte "Tikal" sehen und danach einfach wieder an die Küste von Belize zurückkehren, während sich Tom auf den Weg ins Landesinnere aufmachen wollte.
Von Belize City aus fahren regelmäßig Busse nach Tikal, von denen wir am kommenden Morgen einen nehmen wollten. Und dann kam einfach alles anders.
Bei unserem letzten Spaziergang über das Inselchen Caye Caulker kamen wir nochmal bei unseren Bekannten vom Schnorcheltour-Anbieter vorbei. Wir erzählten von unseren Plänen und erfuhren, dass der Bus, der am Morgen nach Guatemala gefahren war, nicht einreisen durfte. Unsere Befürchtungen, dass Guatemala die Grenze schließen würde, schienen sich zu bestätigen, wenn es auch noch nicht offiziell war.
Es musste also ein neuer Plan her. Wir wollten bei Grenzschließung auch nicht in unterschiedlichen Ländern getrennt voneinander sein und da unser Spanisch nicht einmal für Small-Talk reichte, entschieden wir uns dazu, in Belize zu bleiben, wo wir auch die lokalen Nachrichten verstehen konnten. Wir mussten erstmal schnell eine Lösung finden und hatten ehrlich gesagt keine Zeit, uns Gedanken darüber zu machen, was das alles denn langfristig bedeuten könnte. Wir mussten die bereits gebuchte Unterkunft in Guatemala stornieren und uns für den selben Tag eine neue Unterkunft suchen. Und wo wollten wir eigentlich hin? Einfach ein Stück die Küste runter.. Hopkins klang ganz gut und gemütlich. Es fühlte sich aber alles schon etwas komisch an.
Wir nahmen also das Boot nach Belize City und machten uns zu Fuß auf den Weg durch die Stadt zum Busterminal, wo wir ganz knapp den Bus verpassten.
Wir warteten also einfach eine Stunde auf den nächsten. Das Personal am Busbahnhof war super nett und hilfsbereit – das war ziemlich notwendig, denn einen Fahrplan gab es hier nämlich nicht und wir hätten keine Ahnung gehabt, welches der richtige Bus gewesen wäre.
Nach 3 Stunden Fahrt kamen wir in Hopkins an, und machten es uns in einem kleinen Café gemütlich, wo wir mit der deutschen Betreiberin, die nach Belize ausgewandert war, ein paar Erlebnisse austauschten. Über eine staubige Straße ging es zu Fuß weiter bis zu unserem Bungalow, der am Ende des kleinen verschlafenen Örtchens lag. Unsere Gastgeber wohnten nebenan, kamen selbst aus den USA und hatten dafür gesorgt, dass es uns an nichts fehlt. Wir hatten seit sehr langer Zeit auch mal wieder einen Backofen und eine super ausgestattete Küche in der wir mal wieder Pizza und Pfannkuchen machen konnten, wozu es belizianischen Rum gab – denn der war hier unglaublich lecker und günstig. Hier wollten wir mindestens eine Woche bleiben und uns die Zeit damit vertreiben, den Kolibris und anderen Vögeln zuzuschauen, am Meer zu liegen und schwimmen zu gehen oder neues zu entdecken, wie z.B. den ersten Cashewbaum, den wir je gesehen haben.
Wir hielten weiterhin an unserem Vorhaben fest, weiter zu reisen. Wir verfolgten die Nachrichten und die Grenze nach Honduras waren nach wir vor offen. Im Vergleich zu Belize war Honduras um einiges günstiger und wir hatten uns auf einer kleinen Insel eine Airbnb ausgesucht und gebucht, in der wir einen ganzen Monat verbringen wollten. Wir waren nun über ein Jahr unterwegs und wollten langfristigere Plänen schmieden, Bewerbungen schreiben, zum ersten Mal mutig dem Ende der Reise entgegenblicken und einen Ort finden, an dem wir für eine längere Zeit verweilen, arbeiten und einen Alltag erleben wollten. Mit den steigenden Coronafällen weltweit fühlte sich unsere aktuelle Unterkunft aber bereits wie die erste Quarantäne an, weil wir auf jegliche Touren verzichteten, nur zu zweit die Gegend um uns herum erkundeten und dabei kaum jemandem begegneten. Auch am Strand war niemand unterwegs – außer dem Barbetreiber, ein paar Fischern und den Manatees im Wasser. Die Atmosphäre bei entspannter Musik zum Wellenrauschen, mit kaltem Bier, tropischen Früchte und leckeren Kokosnüssen war trotzdem angenehm entspannt und das, was wir aus Deutschland hörten war nicht greifbar und unwirklich. Leere Supermarktregale, Klopapier-Hamstereinkäufe... das konnte man hier einfach gar nicht glauben.
Trotzdem mussten wir uns damit auseinandersetzen: wir hatten keinen Plan, wir wussten nicht wie es weitergehen sollte und die Stimmen von Freunden und der Familie bitte wieder zurück nach Deutschland zu kommen, wurden lauter. Gleichzeitig bekamen wir mit, wie der internationale Flugverkehr eingestellt und nach und Grenzen geschlossen wurden. Zwei Tage vor unserer Weiterreise dann auch die nach Honduras. Also wohin mit uns? Sollen wir zurück oder sitzen wir es hier aus? Und was bedeutet "es" eigentlich?
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