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#81 Ab in die Fale nach Savaii

  • Autorenbild: Tom
    Tom
  • 30. Dez. 2019
  • 4 Min. Lesezeit

Unter Fale versteht man ein traditionell wändeloses offenes Wohn- oder Versammlungshäuschen auf Samoa, das aus Holz und ohne Metall gebaut ist. Wilde Natur und Fales prägen das Bild hier auf den Inseln, manchmal sind sie ganz schlicht und naturbelassen, meistens aber bunt bemalt. Und so eine Fale hatten wir uns auf der etwas größeren Insel Savaii direkt am Strand gebucht, allerdings nicht komplett wändelos, sondern geschlossen, da es hier ja durchaus schon mal ordentlich regnen kann und wir unsere Technik schützen wollten.


Bevor es aber nach Savaii ging, verbrachten wir noch zwei weitere Tage bei Phurpa und Choki. Am Sonntag gab es ganz traditionell erneut Umu und es wurde an unsere Türe geklopft und uns erneut Essen in die Hand gedrückt, das uns für zwei Tage satt machte. Nach einem ausgiebigen Frühstück, erkundeten wir die Umgebung etwas.

Es war ein regnerischer Tag aber die Luft auf dem Berg war herrlich frisch und ein kurzer Spaziergang führte direkt zu einem wirklich wundervollen Ort. Das Tiapapata Art Center wird liebevoll von Wendy geführt, die wir kennen lernen konnten und uns ein bisschen mit ihr unterhalten. Wir erfuhren, dass hier Künstler aus aller Welt in den süßen kleinen Häuschen für eine gewissen Zeit ein Zuhause finden und den Werkraum nutzen können. Hin und wieder hat man auch Glück und kann sich über Airbnb einmieten. Wir genossen hier nicht nur die Unterhaltung mit Wendy, sondern auch einen leckeren Kaffee und ein Stückchen Kuchen, lauschten den Vögeln und schauten hinaus in den großen Garten, wo sich die Baumkronen in den Wolken versteckten. Irgendwie hatte man das Gefühl, dass dieser Ort keine Zeit kennt und man sich ganz einfach verlieren könnte.

Zum Café gehörte ebenfalls eine kleine Galerie, in der man sich die Kunst von samoanischen und Künstler*innen aus aller Welt anschauen konnte und wo hin und wieder auch spezielle Ausstellungen oder Workshops stattfanden. Wir haben diesen Ort sofort ins Herz geschlossen und uns vorgenommen, nochmal zurück zu kommen. Aber erstmal ging es für uns für 8 Tage nach Savaii. Der Abschied von Phurpa und Choki fiel uns ziemlich schwer und Phurpa beschloss kurzerhand, uns noch in die Stadt zu fahren und dafür zu sorgen, dass wir auch ja in den richtigen Bus zur Fähre fahren.

Und da schaukelten wir auch schon gemächlich zur anderen Seite der Insel los. Ein ständiger Begleiter waren Weihnachtslieder – aber nicht die traditionellen, wie man sich das so vorstellt – wir hörten einen sehr karibisch klingenden Mix mit Reggae Trommeln, was aber sowieso viel besser zu den herrschenden 30 Grad draußen passte. Bei den Temperaturen stellt sich wirklich keine Weihnachtsstimmung ein und es ist recht seltsam, wenn von „winter wonder land“ gesungen wird. Wir kamen an, holten uns unsere Tickets und machten es uns auf der Fähre gemütlich, die für die nächsten 1,5 Stunden nach Savaii übersetzte.

Von dort aus ging es erneut mit dem Bus weiter und nach einem halben Tag unterwegs sein, erreichten wir die Lauiula Beach Fales, wo der Besitzer Richard uns schon erwartete. Wir quatschen ein bisschen und uns wurde im Laufe des Gesprächs auch endgültig bewusst, wie ernst die Lage in Samoa aktuell war. Wir hatten bereits vor unserer Anreise erfahren, dass die Masern auf Samoa ausgebrochen waren und einen beruhigten Blick in unsere Impfbücher geworfen, dass es aber schon über 60 Menschen auf Samoa das Leben gekostet hatte, darunter vor allem kleine Kinder und dass es über 4000 gemeldete Fälle gab, war uns nicht bewusst gewesen. Noch nie zuvor hatte man auf Samoa mit den Masern zu tun gehabt und daher traf es den kleinen Inselstaat besonders hart, denn so gut wie niemand war geimpft. Die Schulen waren wohl bereits seit geraumer Zeit geschlossen und viele Menschen vermieden es, unterwegs zu sein und blieben zuhause, während Ärzte aus aller Welt einflogen und gemeinsam versuchten, der Lage Herr zu werden. So passierte es, dass am zweiten und dritten Tag unseres Aufenthalts auf Savaii, die Regierung zwei „Sperrtage“ ausrief, in denen jeder zuhause bleiben musste. Es fuhren keine Fähren mehr, die Polizei stellte Straßenposten auf und stoppte den Verkehr und jeder, der noch nicht geimpft war, sollte ein rotes Tuch an die Haustüre machen, dass die Ärzte und Krankenschwestern wussten, wo sie halten mussten. Auch in unserer Unterkunft wurde der offene Essbereich kurzerhand zur Impfstation umfunktioniert, denn zwei der Kinder der Familie hatten die zweite Impfung noch nicht erhalten. In der Hoffnung, dass diese Aktion sehr viele Menschen erreicht und sich die Situation bald bessert, verbrachten wir die meiste Zeit in unserer Fale.

Wir hätten uns zwar gerne die Insel angeschaut, aber dafür sollten wir noch zwei Tage Zeit haben. Und wenn man sich den schönen Strand anschaut, hätten wir es echt schlimmer haben können. Wir wachten morgens mit den ersten Sonnenstrahlen auf, die durchs Fenster schienen und schliefen abends mit Wellenrauschen ein. Als uns das Nichts-tun irgendwann langweilig wurde, setzten wir uns natürlich auch an die Laptops, um Blogbeiträge zu schreiben und lernten Spanisch, denn wir kamen Mexiko langsam näher und da war ein bisschen Sprachkenntnis ganz praktisch.

Wir verbrachten ebenfalls viel Zeit im und am Wasser, schnorchelten über das Korallenriff direkt vor der Türe, beobachteten die Lichter der Speerfischer, die nachts mit ihren Taschenlampen im Meer auf die Jagd gingen und schauten uns den sagenhaften Sternenhimmel an.

Ansonsten mussten wir uns um nichts kümmern, denn wir hatten Essen in der Unterkunft mit dabei. Wir genossen also eine Woche lang ein leckeres Frühstück und konnten uns zum Abendessen durch die unterschiedlichsten samoanischen Speisen probieren. Das einheimische Essen hatte es echt in sich, denn Fisch oder Gemüse kamen meistens mit Kokossoße und die Beilagen Taro, Kürbis oder gekochte Bananen füllten ordentlich den Magen und so waren die Portionen schwer zu bewältigen, auch wenn es sehr sehr lecker war.

Was sollen wir sagen: die Aussicht der Wahnsinn, das Essen fantastisch, die Umgebung ruhig, das Wasser warm… ja, wir hatten eine tolle Zeit. Trotzdem meldeten sich die Entdecker in uns und wir konnten es kaum erwarten, bis die Sperrung vorbei war und wir uns mit dem Auto auf den Weg machen konnten.


Im nächsten Artikel nehmen wir euch mit und zeigen euch wunderschöne wilde Strände und ein kleines Paradies mit Wasserfall.

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